Soforthilfe: Ein Bericht von der dritten Hilfstour

Die Hilfsaktion für Menschen auf der Flucht aus den ukrainischen Kriegsgebieten geht weiter. Die bereits dritte Tour unseres ukrainischen Mitarbeiters Viktor Kapitula ging wieder an die polnisch-ukrainische Grenze nach Chelm – diesmal begleitet von einem freien Journalisten, der im Münchner Merkur und in der TZ über die Aktion berichtet hat. Auch bei dieser Tour wurden Fahrzeuge, Kraftstoff sowie die logistische Organisation von INTERKEP, Delivery Experts und Last Mile Logistics gestellt. Dazu hatten wir wieder Spenden von Kunden und Freunden unserer Unternehmen erhalten, die auf schnellstem Wege zu den notleidenden Menschen gebracht wurden, die alles hinter sich lassen müssen um in eine ungewisse Zukunft zu flüchten. Hier Impressionen des Konvois.

 

Wir treffen uns Freitag früh in Viktors Hofeinfahrt. Wir, das ist ein kleiner Konvoi bestehend aus drei Transportern und drei Pkw sowie zwei Fahrer*innen pro Fahrzeug. Alle Fahrzeuge sind bis unters Dach bepackt mit Hilfsgütern: Bennis Vito hat medizinisches Gerät im Wert von über 50.000 Euro geladen, das die Münchner Großapotheke Apovid gespendet hat. Das wird gerade vor allem in den Krankenhäusern in den Hotspots des derzeitigen Kriegsgeschehens gebraucht, vor allem Kiew. Zusätzlich ist Viktors Bruder Roman mit einem Sprinter schon unterwegs zum ersten Konvoi-Treffpunkt kurz vor der Tschechischen Grenze. Das Ziel des Konvois ist wieder Chelm, das wir nach 17 langen Stunden und mehreren Staus in Tschechien und Polen erreichen.

Mit den leeren Fahrzeugen fahren wir zur Sporthalle der 60.000 Einwohner zählenden Stadt Chelm, die seit Kriegsbeginn als Sammelstelle für Flüchtende ukrainische Familien dient. Wir fahren auf den großen Hof vor der Halle und sehen Bilder, die wir nur aus dem Fernsehen kannten. Etwa sechzig Menschen, fast ausschließlich Frauen und Kinder, warten vor der Halle auf Mitfahrgelegenheiten, Busse oder den Transfer zum nächsten Bahnhof. Frauen schieben Kinderwagen über den trostlosen Asphaltplatz. Im Inneren der Sporthalle sehen wir, was die hier im Grenzgebiet lebenden Polen auf die Beine gestellt haben. Registrierungsstelle, Verpflegungsstationen, selbst kostenlose SIM-Karten gibt es für die ukrainischen Familien, die hier eine Zuflucht und die Option auf Weiterreise suchen. Nach einer kurzen Erholung in der mit Feldbetten zur Schlafhalle umfunktionierten Sporthalle und medizinischer Verpflegung und Stärkung mit heißen Getränken und Essen wollen die meisten Geflüchteten weiter, oft nach Europa, wo sie bei Verwandten Unterschlupf finden.

 

Abladen und Aufnahme einer Familie im Flüchtlings-Übergangslager in Chelm

Nach einer kurzen Nacht in Privatunterkünften ist die erste Station am nächsten Morgen ein unscheinbar wirkender Speditionshof am Ortsrand von Chelm. Unser Konvoi wird Fahrzeug für Fahrzeug von vier Jungs, offenbar Freiwillige aus der Stadt, abgeladen. Die Hilfsgüter kommen sofort auf einen Transporter, der in der Frontscheibe eine Kennzeichnung aufgeklebt hat. Der zum Überfahren der Grenze berechtigte Fahrer Viktor, diesmal nicht der unsrige, sondern ein junger polnischer Lkw- Fahrer, wird sich sofort auf den Weg nach Kolew machen, die Heimatstadt von Viktor, die etwa 70 Kilometer hinter der Polnisch-ukrainischen Grenze liegt.

Mit den leeren Fahrzeugen fahren wir zur Sporthalle der 60.000 Einwohner zählenden Stadt Chelm, die seit Kriegsbeginn als Sammelstelle für Flüchtende ukrainische Familien dient. Wir fahren auf den großen Hof vor der Halle und sehen Bilder, die wir nur aus dem Fernsehen kannten. Etwa sechzig Menschen, fast ausschließlich Frauen und Kinder, warten vor der Halle auf Mitfahrgelegenheiten, Busse oder den Transfer zum nächsten Bahnhof. Frauen schieben Kinderwagen über den trostlosen Asphaltplatz. Im Inneren der Sporthalle sehen wir, was die hier im Grenzgebiet lebenden Polen auf die Beine gestellt haben. Registrierungsstelle, Verpflegungsstationen, selbst kostenlose SIM-Karten gibt es für die ukrainischen Familien, die hier eine Zuflucht und die Option auf Weiterreise suchen. Nach einer kurzen Erholung in der mit Feldbetten zur Schlafhalle umfunktionierten Sporthalle und medizinischer Verpflegung und Stärkung mit heißen Getränken und Essen wollen die meisten Geflüchteten weiter, oft nach Europa, wo sie bei Verwandten Unterschlupf finden.  

Nachdenklich stimmende Rückfahrt und herzliche Verabschiedung

So auch die Familie Petryk aus Rivne, zwei Mütter mit fünf Kindern, die wir nach München mitnehmen. Wir verteilen die Familie auf die Pkws sorgen dafür, dass in jedem Auto irgendeine Kommunikation möglich ist. Die 20- und 21-jährigen Töchter der Familie nehmen in unserem Auto Platz – beide sprechen hervorragend englisch. Ihre Mütter, Galyna und Sylie sowie ihre Geschwister Vlada, Ivan und Zlata sitzen in den beiden anderen Autos, die zu unserem Konvoi gehören. Wir erfahren von den jungen Frauen, dass ihr Vater, ein Polizist, in Rivne geblieben ist, um seinen Dienst weiter zu verrichten. Und dass er gegen den Willen der Frauen und Töchter darauf beharrt hat, dass alle außer ihm den Heimatort verlassen, um dann bei einer Tante in Mailand unterzukommen. Natürlich kommen wir miteinander ins Gespräch auf der langen Fahrt, die wir gemeinsam meistern. Die Gespräche sind zögerlich, wir stellen Fragen, die die beiden jungen Frauen bereitwillig beantworten. Und wir versuchen, Ihnen das Leben „an Bord“ so angenehm wie möglich zu machen. Wir spüren aber, dass dies keine normale Fahrt ist, bei der man sich zufällig in einem Fahrzeug zusammenfindet. Wir spüren vielmehr, dass Maria und Julia, beide mit einem Tagesrucksack als Gepäck ausgestattet, gerade zwar in Sicherheit, aber auf einem Weg sind, der sie durch Polen, Tschechien und Deutschland nach Mailand in eine schrecklich ungewisse Zukunft führt. Mailand, eine Stadt, die sie so gerne als Touristen besucht hätten. Und die sie nun als Ersatz für eine Heimat aufsuchen, von der sie nicht wissen, wann sie sie wiedersehen können. Es wirkt beklemmend, sich vorzustellen, welch schrecklicher Film in den Köpfen der beiden jungen Frauen vermutlich die ganze Zeit abläuft, während wir bei zügiger Fahrt ihr Zuhause immer weiter hinter uns lassen.  

In der Nacht von Samstag auf Sonntag am Münchener ZOB geben wir die Familie, die unser Konvoi aus Chelm mitgenommen hat, in die Hände von Freunden, die Maria während ihres Studiums kennengelernt hat. Die Münchner Familie wird die mittlerweile todmüden Kinder und Frauen mit zwei Autos nach Mailand fahren, noch in derselben Nacht. Wir fahren danach in unser wohlbehütetes Zuhause. Und haben nach einer herzlichen Umarmung mit Maria und Julia am kalten Münchner ZOB, an dem gerade die Bässe der dort Feiernden unbeschwert dröhnen, die Hoffnung, dass Maria und Julia mit ihrer Familie ihrem Heimatland nicht für immer den Rücken kehren müssen. Als einzige Gewissheit bleibt, dass wir mit ihnen und ihrer Familie in Verbindung bleiben werden.

Zurück